Reha

[Reha] Ein Rückblick und ein Resümee

Vor exakt zwei Wochen, am 12. April, bin ich nach sechs Wochen Reha in Bad Hall wieder nach Hause zurückgekehrt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn obwohl ich mich darauf freute, wieder in die eigenen vier Wände zurückzukehren, hat mir die Tagesstruktur im Sonnenpark gut getan und manche der Therapieangebote hätte ich gerne noch ein wenig länger genutzt. Auch meine in den letzten beiden Wochen noch aufgebaute neue Selbstsicherheit hätte ich gerne noch ein wenig mehr gefestigt. Am Ende überwog dann aber doch die Vorfreude auf daheim.

Nun sind zwei Wochen vergangen und ich bin wieder voll und ganz in meinem Alltag zuhause angekommen. Manches wie die regelmäßigen Mahlzeiten konnte ich mir aus dem Aufenthalt im Sonnenpark nach Hause mitnehmen, andere Dinge wie der tägliche Spaziergang sind trotz aller guten Vorsätze nur zu schnell wieder in alten Gewohnheiten untergegangen. Auch mein Erfolg, alleine ins Zentrum von Bad Hall gegangen zu sein und ohne gegen Angstattacken zu kämpfen gemütlich in einem Café zu sitzen, war leider nur von kurzer Dauer, da ich es nicht geschafft habe, meine neu erworbene Selbstsicherheit auch nach Hause mitzunehmen.

Geblieben ist mir dagegen das Gespür für meine eigenen Grenzen, das ich in den sechs Wochen Reha entwickelt habe, genau wie eine gewisse Gelassenheit und Geduld im Umgang mit mir selbst. Dank der Erfahrungen im Sonnenpark bin ich nun ein wenig mehr in der Lage, nachsichtig mit mir selbst umzugehen und nicht mehr jeden Rückschlag sofort als persönliches Versagen zu empfinden. Das nimmt eine Menge Druck weg und macht es sehr viel leichter, an meinen persönlichen „Baustellen“ weiter zu arbeiten.

Ob mir auch die Offenheit im Umgang mit anderen geblieben ist, die mir im Sonnenpark dank der Rahmenbedingungen relativ leicht gefallen ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Aber auch hier hat die Reha auf jeden Fall ein solides Grundgerüst gelegt, auf dem ich aufbauen kann. In meinem Tempo, mit Blick auf meine Grenzen und Nachsicht mit mir selbst. Denn das ist die wichtigste Erkenntnis, die ich durch die Reha gewonnen habe: Es darf auch schlechte Tage geben, an denen es nicht vorwärts geht. Und selbst ein noch so kleiner Fortschritt ist trotzdem immer auch ein Schritt vorwärts, über den ich mich freuen darf.

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Der Lenz ist da

Und in Bad Hall bringt der Frühling nicht nur Farbenpracht, sondern auch Metallkunst, die man seit heute in der Open Air-Ausstellung im Kurpark bewundern kann:

 

Natürlich habe ich auch bei den Blümchen fleißig fotografiert…

 

…und weil ich grad so schön im Knipsen drin war, hab ich auch noch ein Foto von dem Magier-Schaufenster in Bad Hall, das ich bei meinem ersten Besuch entdeckt hatte, gemacht:
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Reha

[Reha] Halbzeit

Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Zeit doch manchmal vergeht. Denn obwohl mir die Zeit sehr viel kürzer vorkommt, sind es nun doch schon drei Wochen, die ich hier im Sonnenpark in Bad Hall bin. Die Hälfte meines sechswöchigen Aufenthalts ist damit schon wieder vorbei, Zeit also für einen kleinen Rückblick.

Über meinen ersten Tag hier habe ich ja bereits einen Beitrag geschrieben, und ähnlich positiv ist eigentlich auch der Rest der ersten Woche vergangen. Am Wochenende hatte ich ja dann auch schon den ersten Besuch, von Mama und Christine, die mit mir spontan zum Kunsthandwerksmarkt in St. Blasien fuhren. Der Markt war eher klein, hatte aber ein erstaunlich breites Angebot. Von Holzarbeiten über Schmuck und Filzpüppchen bis hin zur kunstvoll verzierten, handgefertigten Ledertasche war dort alles Mögliche zu finden, und natürlich habe ich mir auch eine Kleinigkeit als Erinnerung an den Markt und den Ausflug mitgenommen:
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Im Anschluss an den Markt sind wir noch nach Steyr gefahren, wo wir erst durch die Innenstadt und etwas später durch die Altstadt spaziert sind.
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Ausklingen ließen wir den Tag dann schließlich wieder in Bad Hall, wo wir noch auf einen Kaffee gegangen sind, ehe Mama mich wieder zum Sonnenpark-Zentrum zurück brachte.

Die zweite Woche war dann schon ein wenig ausgefüllter, da ich nun an allen Therapien des Basisprogramms teilnahm. Auch der allmorgendliche Spaziergang, „aktives Erwachen“ genannt, stand nun auf meinem Plan. Die ersten paar Tage hatte ich dabei noch ziemlich mit der Angst zu kämpfen, aber bis zum Ende der Woche hatte ich mich schon soweit an die Gruppe gewöhnt, dass sie mir während unserer Spaziergänge genügend Sicherheit gab und ich relativ entspannt mitgehen konnte.

Am Wochenende kamen dann wieder Mama und Christine auf Besuch, überraschenderweise sogar begleitet von Papa, worüber ich mich sehr gefreut habe. Wir sind dieses Mal in Bad Hall geblieben und ein wenig durch den Ort spaziert – wobei wir auf das Schaufenster eines „Magiers“ gestoßen sind, der Werbung für seine „schamanistische Lebensberatung“ macht – frei nach dem Motto: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Zwischendurch sind wir auf ein Getränk ins Café „Da Vinci“, was bis auf einen kleinen Anfall von Beklommenheit recht gut funktioniert hat und eigentlich auch sehr gemütlich war. Nach zwei Stunden sind wir dann wieder zum Reha-Zentrum zurückgekehrt, wo wir im Foyer noch einen Kaffee aus dem Automaten getrunken haben, ehe Mama, Papa und Chris sich dann wieder verabschiedet haben.

Die dritte Woche war dann noch ein bisschen mehr ausgefüllt, denn nun hatte ich auch am Montagnachmittag zwei Therapien sowie für den Samstagvormittag einen Workshop am Plan stehen. Die tägliche Morgenrunde war inzwischen kaum noch eine Herausforderung und auch mit dem sonstigen Therapieprogramm kam ich sehr gut zurecht. Einzig mit den Mahlzeiten im Speisesaal bzw. der Menschenmenge darin hatte bzw. habe ich immer noch Schwierigkeiten. Aber mit ein bisschen Hilfe von meiner Therapeutin und der Ernährungsberaterin habe ich zumindest einen Kompromiss gefunden, der es mir ein wenig leichter macht, die Mahlzeiten im Speisesaal einzunehmen.

Am vergangenen und dritten Wochenende habe ich dann zum ersten Mal einen der drei erlaubten Wochenend-Ausgänge genutzt und eine Nacht zuhause geschlafen. Möglich gemacht hat das Mama, die wieder einmal Taxi für mich gespielt und mich in Bad Hall abgeholt und nach Hause gefahren hat. Nachdem ich fast drei Wochen durchgehend in meinem Zimmer hier im Reha-Zentrum geschlafen hatte, war es fast ein wenig komisch, auf einmal wieder zuhause zu sein und im eigenen Bett zu schlafen. Aber ich habe es genossen, vor allem das Ausschlafen am Sonntag : )

Sonntagabend hat Mama mich dann wieder abgeholt und nach Bad Hall zurückgebracht, und Montagmorgen ging es dann mit neuer Frische in die vierte Woche. In der ich seit heute sogar richtig etwas zu feiern habe, denn am Nachmittag bin ich spontan mit zwei Mitpatienten in den Ort auf einen Kaffee gegangen. Ich hatte zwar zwischendurch immer wieder mal mit der Angst zu kämpfen, aber ich bin mitgegangen. Und im Café bei den anderen sitzengeblieben, ohne mich von meinem Angstgedanken-Karussell in die Flucht schlagen zu lassen. Letztendlich habe ich den Ausflug sogar ein bisschen genossen – und mich einfach darüber gefreut, ihn gewagt zu haben.